In seiner zweiundzwanzigsten Runde präsentiert der Wettbewerb „100 beste Plakate. Deutschland Österreich Schweiz“ neue grafische Tendenzen im Kulturplakat, von Neo-Purismus bis visuelle Poesie. Die Gewinnerplakate sind ab dem 16. Juni 2023 für drei Wochen am Kulturforum zu sehen, bevor sie auf weltweite Ausstellungstournee gehen.
Digital generiert oder handgezeichnet, typografisch oder bildbasiert, laut oder leise – die grafischen Lösungen, mit denen die „100 besten Plakate 22“ ihre Botschaften kommunizieren, zeigen sich in gewohnt großer Vielfalt. Dennoch zeichnet sich in dieser Runde eine neue Tendenz ab: eine verstärkte Hinwendung zur puristischen Ästhetik. Dabei konzentriert sich die Gestaltung auf ein oder zwei Merkmale – etwa eine gleichbleibende Schrifttype, eine singuläre Farbe, eine vereinzelte Form. Sie verzichtet auf Variationsfülle, hat Mut zu Leeräumen und Wiederholungen.
Konkrete Poesie
Besonders angetan ist die Grafikdesignszene derzeit vom Typewriting, der Ästhetik der Schreibmaschine: „Getippte“ und „gestempelte“ Buchstaben werden gereiht, gedehnt, gestaffelt, geschachtelt und überdruckt, bis ein visuelles Gedicht im DIN-Format entsteht. Bei Literaturevents wie Bibliotopia (Omnigroup) oder einem Märchenfestival (Mattia Marchese, Lukas Lüdi) kommt der Lettern-Look ebenso zum Einsatz wie in der Visualisierung von Algorithmen (Off Office) oder UdK-Rundgängen (Henri Gimm). Die Buchstaben von „Giselle“ haben sich in choreografischer Aufstellung formiert (claudiabasel), „Re-Flex“ dreht eine Runde (Sylvan Lanz) und das Kunststipendium des Helmhaus Zürich rotiert strahlenförmig in alle Richtungen (Skala Design).
Große Bildgeste
Auch im Bild findet der neue Purismus Ausdruck: Die Reduktion auf eine Figur oder ein Objekt geht Hand in Hand mit formalem Minimalismus. Als farbstarke Scherenschnitte erscheinen der Hase aus „Alice im Wunderland“ (Plakatserie Theater Magdeburg, Neue Gestaltung) und die Drinks vom Neujahrsfest Neubad (studio lindhorst-emme+hinrichs), Perlen und Autoreifen werden zu formatfüllenden Rundformen (BANK™, Franz Frommann,) und Zöpfe zu Fäusten (Golden Cosmos). Selbst illustrative Momente wie lachende Weintrauben (Daniel Wiesmann) und Strichgesichter (Florian Röthel, Florentin Scheicher) werden durch ihre Vereinzelung zur wirkungsvollen Zeichengeste.
Wettbewerb, Jury, Tournee
Der Wettbewerb „100 beste Plakate Deutschland Österreich Schweiz“, der im aktuellen Format seit 21 Jahren existiert, wird von einer jährlich wechselnden Jury ausgewertet. 2023 beteiligten sich 663 Einreichende mit insgesamt 2.298 Plakaten, davon 1.074 Einzelplakate und 335 Serien. Die internationale Jury bestand dieses Jahr aus Yvo Hählen (Balmer Hählen, CH-Lausanne), Barbara Kotte (Kollektiv Scrollan, D-Berlin), Thomas Kronbichler (Studio Mut, I-Bozen), Wolfgang Ortner (OrtnerSchinko, A-Linz) und Antonia Terhedebrügge (Studio Terhedebrügge, D-Berlin).
Der Wettbewerb wird von einer Ausstellungstournee begleitet. Den Auftakt bildet – wie es Tradition geworden ist – die Präsentation im Foyer des Berliner Kulturforums. Sie wird hier bis zum 9. Juli 2023 zu sehen sein. Der Eintritt zur Ausstellung ist kostenlos.
Publikation
Zur Ausstellung am Berliner Kulturforum erscheint das Jahrbuch 100 beste Plakate 22, mit allen Gewinnermotiven – Details dazu auf der Website von 100 Beste Plakate e. V.
Eine Sonderpräsentation von 100 Beste Plakate e. V. in Kooperation mit der Kunstbibliothek – Staatliche Museen zu Berlin
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