In der Ausstellung treten aktuelle künstlerische Positionen in einen offenen Dialog mit einem Konvolut, das lange still in den Depots der Sammlung Fotografie der Kunstbibliothek lag. Der Nachlass des Amateurfotografen Kurt Rohde (1920-1996) eröffnet einen vielschichtigen Bezugsrahmen für die ästhetische und kritische Auseinandersetzung mit den Arbeiten dieses Fotografen, dem Medium Fotografie und dem Umgang mit Archiven.
„Selbst heute stehe ich fast täglich in meiner Dunkelkammer – – – und werde doch nie fertig.“, schrieb Kurt Rohde 1996 an einen Bekannten.
Fertig werden, was heißt das? Einen Abschluss finden? Ist der Nachlass Kurt Rohdes abgeschlossen und erzählt uns seine Geschichte? Oder ist das Archivmaterial vielmehr als Teil eines unabschließbaren Prozesses zu betrachten? Rohdes ungezählte Dias, Abzüge, seine Experimente in der Dunkelkammer wurden zum Ausgangspunkt für eine künstlerische Intervention von Fotografie-Studierenden des Berliner Lette Vereins. In ihren Arbeiten bringen sie die Bilder und deren Ordnungsprinzipien wieder in Bewegung.
Der Amateurfotograf Kurt Rohde
Als studierter Chemiker war Kurt Rohde zunächst Betriebsingenieur bei Osram und später Professor am Institut für Technologie und Planung Druck an der Hochschule der Künste in Berlin. Von den 1950er- bis Mitte der 1990er-Jahre fotografierte er intensiv: vor allem Porträts, Landschaften, Feste, aber auch Stadtansichten und Akte, wobei sich seine Aufnahmen an der Schwelle zwischen öffentlicher und privater Fotografie bewegen. Sein Archiv bildet nun den Resonanzraum für die künstlerische Auseinandersetzung.
Künstlerischer Dialog mit dem Archivmaterial
Mit ihren Eingriffen und Bearbeitungen führen die künstlerischen Positionen die Narrationen der Bilder an ihre Grenzen und zeigen deren Brüchigkeit auf. Was sehen wir in diesen Fotografien, ohne bestimmte Kontexte und Hintergründe zu kennen? Blicken wir heute anders auf die Sujets? Welche Themen und Blickregime werden deutlich? Wie wird in Rohdes Bildern die historische Gegenwart sichtbar? Und wie liest eine Maschine die Fotografien? Welche Bildinformationen werden dabei als wichtig erachtet? Für die künstlerische Auseinandersetzung mit diesen und weiteren Fragen wurden ganz unterschiedliche Zugänge gewählt. So treffen in den Arbeiten Collage und Montage auf Animation und Machine Learning. Analog trifft Digital und Raum trifft Fläche.
Neben den entstandenen Arbeiten vermittelt die Ausstellung Einblicke in das Ausgangsmaterial. Auf diese Weise lädt sie dazu ein, aktuelle und vergangene Seh- und Gebrauchsweisen der Fotografie zu entdecken. Dabei wird erfahrbar, inwiefern auch die künstlerischen Positionen nicht als Ende, sondern als Teil eines Prozesses im Umgang mit Archiven zu verstehen sind.
Beteiligte Künstler*innen
Ein Projekt von und mit Anton Alexej Andren, Lula Bornhak, Felicia Feith, David Girgensohn, Lisa Koch, NiKA, Vanessa Alica Kunert, Luis Jonas May, Veronika Rehm und Robin C. Wolf.
Kurator*innen
Die Ausstellung wird kuratiert von Sara-Lena Maierhofer, Katja Böhlau, Patrick Knuchel und Benjamin Kummer.
Eine Sonderausstellung der Kunstbibliothek der Staatlichen Museen zu Berlin in Kooperation mit dem Lette Verein Berlin.
- Montag Geschlossen
- Dienstag-Mittwoch 11:00 - 19:00
- Donnerstag 11:00 - 20:00
- Freitag-Sonntag 11:00 - 19:00
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Veranstalter
- Kunstbibliothek