Die Liebermann-Villa am Wannsee freut sich, gemeinsam mit dem Institut für Kunst- und Bildgeschichte der Humboldt-Universität und dem Bröhan Museum, ab Oktober die Malerin Dora Hitz (1853–1924) in einer Einzelausstellung zu würdigen. Anlässlich ihres 100. Todestages widmet sich die Ausstellung erstmals seit fast einem Jahrhundert wieder umfassend dieser herausragenden Künstlerin der Moderne. Die Ausstellung lädt, ein Dora Hitz wiederzuentdecken und ihr Wirken neu zu bewerten.
Eine Wegbereiterin der Berliner Moderne
Dora Hitz war Zeitgenossin von Max Liebermann und teilte seine Vision einer neuen, modernen Kunst. Als Gründungsmitglied der Berliner Secession und einzige Frau in der Künstlergruppe Vereinigung der XI kämpfte sie für einen unabhängigen, künstlerischen Ausdruck abseits der offiziellen Kunstpolitik. Ihr vielfältiges Werk fand Anerkennung auf Ausstellungen in In- und Ausland und ging schon zu Lebzeiten in renommierte Sammlungen, wie der Berliner Nationalgalerie, ein. Doch trotz ihrer bedeutenden Rolle in der Kunstwelt ist ihr Name heute kaum noch bekannt.
Rahel Schrohe, Kuratorin der Ausstellung:
„Wir konzentrieren uns in der Ausstellung auf Dora HitzʼBerliner Periode und gliedern sie in vier Themen, die zentrale Aspekte ihres Schaffens beleuchten: Frauen in floralen Räumen, Mutter-Kind-Bilder, Auftragsportraits und italienische Szenen. Diese Gliederung erlaubt es den Besucher*innen, die Vielfalt ihres Stils und die Wandelbarkeit ihrer Motive zu erfassen. Wir freuen uns ihre Werke so zu versammeln, wie sie wohl noch nie präsentiert worden waren.
Wir verstehen unsere Ausstellung als eine Einladung zum Gedankenaustausch und zur weiteren Erforschung von HitzʼLeben und Werk. Da viele von ihren Werken heute verschollen sind, möchten wir Sammelnde, Institutionen und Kunstinteressierte einladen, ihre Erkenntnisse und etwaige Werke mit uns zu teilen. Gemeinsam möchten wir dazu beitragen, diese faszinierende Künstlerin in den Kanon aufzunehmen.”
So manche unbekannte Schätze
Die Ausstellung untersucht die Frage, warum die Malerin Dora Hitz in Vergessenheit geraten ist. Liegt es an ihrer stilistischen Vielfalt, den sich wandelnden Kunstströmungen ihrer Zeit, der kategorischen Unterdrückung der Frau oder der Tatsache, dass sie keinen Nachlass hinterließ? Bereits 1925 fragte nämlich die Kunstkritik: „Wer war Dora Hitz?“
Viktoria Krieger, Kuratorin der Ausstellung:
„Dora Hitz war eine wirklich bemerkenswerte Persönlichkeit, sie bestimmte das Kunstgeschehen aktiv mit! Sie beschrieb sich selbst ‚als Suchende‘ und das sehen wir, wenn wir uns heute ihrem Werk widmen. Hitz bewegte sich zwischen Symbolismus, Impressionismus, Arts and Crafts und später finden sich auch expressionistische Anklänge. Sie lässt sich nicht leicht einordnen und das macht die Beschäftigung mit ihr so spannend. Die Malerin wiederentdecken zu dürfen, berührt vor allem, da sie zu Lebzeiten große Anerkennung fand und ein Standing zu verteidigen hatte. Was davon erhalten bleibt, wenn sich keine Nachfahren um den Erhalt ihres Rufes kümmern, zeigt sich bei Hitz. Wir möchten Hitz mit diesem Gemeinschaftsprojekt gebührend ehren und endlich wieder in Erinnerung rufen. Sie war eine Kämpferin für das ‚Neue.‘ Sie hat es verdient.”
Eine Kooperation, die Türen öffnet
Dank der intensiven Zusammenarbeit mit der Humboldt-Universität und dem Bröhan Museum konnten wichtige Forschungsergebnisse in das Gemeinschaftsprojekt einfließen. Insbesondere Rahel Schrohes Dissertation bildet das wissenschaftliche Fundament der Ausstellung. Die Einbeziehung der beiden weiteren Expertinnen Prof. Dr. Claudia Blümle von der Humboldt-Universität und Dr. Sabine Meister vom Bröhan Museum ermöglichte es, Hitz’ Leben und Werk in den historischen Kontext der Berliner Secession zu stellen und neue Perspektiven auf die Rolle von Künstlerinnen um 1900 zu eröffnen.
Dr. Tilmann von Stockhausen, Vorsitzender der Max-Liebermann-Gesellschaft:
„Herzlich möchten wir uns bei all jenen bedanken, die dieses Projekt ermöglicht haben, unsere Kooperationspartnerinnen, die vielen privaten Leihgebenden, die Museen, der Hauptstadtkulturfonds für die großzügige Förderung, die Familien-Schultz-Frentzel-Stiftung sowie die Stiftung Humboldt-Universität für die Unterstützung des Katalogs. Wir hoffen, diese Ausstellung gibt Anstoß zu weiterer Forschung im Bereich der weiblichen Kunstschaffenden. So viele Biografien möchten noch wiederentdeckt werden. Was mich besonders beeindruckt bei Dora Hitz ist wie eigenständig sie war. Sie war gut in Europa vernetzt, ging von München als Hofmalerin nach Rumänien, später nach Paris, reiste immer wieder nach Italien. Schlussendlich ließ sie sich dann im kaiserlichen Berlin nieder und prägte nachhaltig das Kunstgeschehen der Stadt. Die Malerin hält so einige Überraschungen für uns bereit, darunter auch unbekannte großformatige Studien, machen Sie sich selbst ein Bild und kommen Sie uns besuchen!”
Die Ausstellung begleitet ein reichbebilderter Katalog mit wissenschaftlichen Beiträgen von an Museen und Universitäten tätigen Kunsthistorikerinnen sowie Nachwuchsforscher*innen.