Köpenicker Wäschereigewerbe, 1906
Museen Treptow-Köpenick
Im ausgehenden 19. Jahrhundert stand die damals noch selbstständige Stadt Köpenick im Ruf, "Waschküche Berlins" zu sein. Die umliegenden Gewässer, ausgedehnten Wiesen sowie die im Vergleich zu Berlin gute Wasserqualität boten ideale Bedingungen für die Entwicklung des Wäschereigewerbes. Das großformatige Gemälde von Georg Herbst von 1906 in der Form eines Triptychons ist Bestandteil der Dauerausstellung und zeigt die nichtindustrielle Arbeitsweise der kleinen und mittleren Betriebe in Köpenick um die Jahrhundertwende.
Der mittlere Bildteil ist den Ursprüngen des Wäschewaschens gewidmet, es zeigt eine Frau, die von Hand wäscht und die Wäsche auf der Wiese trocknet. Die Schornsteine im Hintergrund weisen auf den industriellen Wandel hin. Es ist denkbar, dass es sich dabei um die Großwaschanstalt Spindler handelt. Im linken Bildteil ist die Begründerin des Köpenicker Wäschereigewerbes Henriette Lustig zu sehen, die hier 1835 die erste Lohnwäscherei gründete. Mit einem Tragekorb lieferte sie bis ins hohe Alter ihren wohlhabenden Kunden die Wäsche zu Fuß aus, sogar bis ins weit entfernte Charlottenburg.
Die Kutsche mit der Aufschrift "Friedrich Schulze Wasch- und Plätt-Anstalt" betont die Bedeutung der kleinen Köpenicker Wäschereibetriebe. In den Räumlichkeiten der Wäscherei Schulze befand sich ab 1918 die Köpenicker Genossenschaftswäscherei, dort hing das Gemälde bis 1989. Es ist zu vermuten, dass der 1880 gegründete Wäschereibesitzerverein das Gemälde 1906 bei dem Köpenicker Landschaftsmaler Georg Herbst (1862–1932) in Auftrag gegeben hatte. Nach dem Verkauf des Gebäudes ging es in den Besitz des neuen Hauseigentümers über, der es im Jahr 2015 als Dauerleihgabe dem Museum Köpenick zur Verfügung stellte.
Ein Beitrag von Agathe Conradi und Matthias Wiedebusch.
Bildnachweis: Georg Herbst, Köpenicker Wäschereigewerbe, 1906. Öl/Harz auf Leinwand, 420 x 120 cm. Museen Treptow-Köpenick. Foto: Tatjana Herkner