Blaues Glasei, um 1894
Museum Reinickendorf
Das blaue Glasei gehörte der Künstlerin Hannah Höch, die vierzig Jahre lang in einem kleinen Holzhaus in Heiligensee im Bezirk Reinickendorf gelebt hat. Ehemalige Mieter des Hauses brachten es 2015 zusammen mit anderen Objekten ins Museum. Das Ei befand sich in Höchs "Rarit-Schrank", der ein Mittelteil aus Glas und vier Fächer hat. Dieser Schrank war für die Künstlerin von besonderer Bedeutung; wie in einer Wunderkammer bewahrte sie darin ihre gesammelten Schätze auf: kleine Vasen, Heiligenbilder, Muscheln, Tassen und das blaue Glasei von 1894, das Geschenk einer Tante. Wie wir aus Zeitzeugenberichten wissen, nahm Hannah Höch zu besonderen Anlässen einzelne Objekte heraus und erzählte deren Geschichte.
Eine solche Situation zeigt ein Bild des Fotografenehepaars Liselotte und Armin Orgel-Köhne aus dem Jahr 1971. Hier blickt Hannah Höch mit schräg geneigtem Kopf auf das Ei, das sie zwischen zwei Fingern hält. In weißer Bluse und dunklem Rock inszeniert sie sich so vor dem Raritäten-Schrank und scheint in einen Moment des Betrachtens und Bewunderns, in einer Art Zwiesprache mit dem Objekt vertieft zu sein. Das blaue Glasei fand auch Eingang in Höchs bildnerisches Werk: In dem Gemälde "Gläser" von 1927, das sich heute in der Museumslandschaft Hessen Kassel befindet, hat die Künstlerin das Ei zwischen gläsernen Vasen platziert.
Das Museum Reinickendorf besitzt darüber hinaus eine Reihe von Werken der Künstlerin und Fotoserien bekannter Fotografen, die Hannah Höch porträtiert haben. Wir verdanken es ihrem Neffen, dem Fotografen Rainer König, dass wir den Inhalt des Schrankes kennen. Auf einem der Fotos, die den Inhalt der Schrankfächer dokumentieren, sieht man deutlich das blaue Glasei.
Ein Beitrag von Cornelia Gerner.
Bildnachweis: Blaues Glasei, 1894, Glas, Höhe: 8cm, Durchmesser: 6 cm. Museum Reinickendorf. Foto: Patricia Schichl