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Gegen das Vergessen

Schlaglicht auf die Berliner Gedenkstätten

Museen sind Orte, die sich im öffentlichen Auftrag um die Bewahrung von Kulturgut und Kulturgeschichte kümmern - durch das Sammeln von (Kunst)Objekten und Geschichten. Doch was ist mit den Dingen, die nicht gesammelt werden können? Gedenkstätten dokumentieren historische Ereignisse am Originalschauplatz, sie können erzählen, auch wenn es keine Zeitzeugen mehr gibt. In Berlin prägen viele Geschichtsorte die Stadt, denn Berlin war immer wieder Schauplatz der wechselvollen Geschichte Deutschlands. Die Gedenkstätten erinnern vor allem an die Zeit des Nationalsozialismus und die Deutsche Nachkriegszeit. Hier wird Geschichte greifbar, hier ist Auseinandersetzung mit der Geschichte möglich. Damit sind die Gedenkstätten heute wichtiger denn je.

Gedenkort SA-Gefängnis Papestraße, Kellergang
Foto: Harry Weber

Haftzellen in Kellerräumen

Gedenkort SA-Gefängnis Papestraße

Der Gedenkort SA-Gefängnis Papestraße ist der einzige historische Ort des frühen NS-Terrors in Berlin, in welchem sich noch Spuren aus dem Jahr 1933 finden lassen. In dem ursprünglich für die Preußischen Eisenbahn­regimenter erbauten Kasernen­gebäude befand sich von März bis Dezember 1933 ein frühes Konzentration­slager unter Führung der SA. Die verantwortlichen SA-Männer inhaftierten, verhörten und folterten an diesem Ort vor allem politisch Anders­denkende, Juden und andere vom NS-Regime verfolgte Gruppen. Die als Haftzellen genutzten Keller­räume sind weitgehend in ihrem damaligen Zustand erhalten.

Akademie der Künste, Berlin
© Foto: Andeas Süß, 2019
Arbeitszimmer der Schriftstellerin Anna Seghers mit Schreibtisch und Bücherwand.

Eine Schriftstellerin in Berlin

Anne-Seghers-Museum

In den 1920-er Jahren zog es die junge Schriftstellerin aus Mainz nach Berlin, hier hatte sie ihre ersten Erfolge. Nach vierzehnjährigem Exil während der Nazizeit kehrte sie hierhin zurück und lebte bis zu ihrem Tod 1983 in Berlin-Adlershof. Das Museum beherbergt die originalgetreu erhaltenen Wohn- und Arbeitsräume von Anne Seghers, darunter ihre Nachlassbibliothek mit ca. 10.000 Bänden und viele persönliche Erinnerungsstücke - Reisemitbringsel aus aller Welt.

Das Gelände des Dokumentationszentrums (Zwangsarbeit) 2017.
© Dokumentationszentrum NS-Zwangsarbeit / A. Schoelzel
Blick auf die Baracken in Berlin-Schöneweide, in denen früher Zwangsarbeiter lebten.

Alltag im Lager

Dokumentationszentrum NS-Zwangsarbeit

Das Dokumentationszentrum in Berlin-Schöneweide ist das einzige fast vollständig erhaltene Zwangsarbeiterlager von ursprünglich 3000 Lagern in Berlin. Unter der Leitung von Albert Speer waren hier 1943 14 Baracken für 2000 Zwangsarbeiter*innen auf einem Areal von 3,3 Hektar inmitten eines Wohngebiets errichtet worden. Einige der Baracken wurden saniert und dienen heute als Ausstellungsort, für Veranstaltungen und Seminare. Die Ausstellung zeigt anhand von Objekten, Fotografien und Medienstationen, wie der massenhafte Einsatz von Zwangsarbeiter*innen organisiert war.

 

Ehrenhof der Gedenkstätte Deutscher Widerstand
© Gedenkstätte Deutscher Widerstand

Zentrale der Verschwörung gegen Hitler

Gedenkstätte Deutscher Widerstand

Seit 1953 ist der Ehrenhof der zentrale Ort der Erinnerung an den Widerstand gegen den Nationalsozialismus in Deutschland. Die Gedenkstätte befindet sich am historischen Ort des Umsturzversuchs vom 20. Juli 1944 im ehemaligen Oberkommando des Heeres. Die Ausstellung informiert darüber, wie sich einzelne Menschen und Gruppen in den Jahren 1933 bis 1945 gegen die nationalsozialistische Diktatur gewehrt und ihre Handlungsspielräume haben, und dokumentiert umfassend Motive, Ziele und Formen des Widerstands.

Gedenkstätte Haus der Wannsee-Konferenz
mhaupt@ghwk.de
Gedenkstätte Haus der Wannsee-Konferenz

Mörderische Planungen in ländlicher Idylle

Haus der Wannseekonferenz

In der heutigen Gedenkstätte besprachen am 20. Januar 1942 15 hochrangige Vertreter der SS, der NSDAP und verschiedener Reichsministeriendie Kooperation bei der geplanten Deportation und Ermordung der europäischen Jüdinnen und Juden. Die Ausstellung erzählt die Geschichte der Deportationen und des Massenmordes durch das Prisma der Besprechung am Wannsee und klärt darüber auf, was Antisemitismus ist und was bis heute von ihm bleibt.

Mori-Ogai-Gedenkstätte, Gedenkzimmer. Foto: Beate Wonde

Ostasien und Europa - ein Ort der Begegnung

Mori-Ōgai -Gedenkstätte

Die Gedenkstätte befindet sich am Ort der ersten Unterkunft des japanischen Mediziners und Literaten Ōgai während seines Studienaufenthalts im Wilhelminischen Berlin (1887–1888). Hier können Besucher* insbesondere Moris Biografie erkunden und Einblicke in ein literarisches Werk erhalten, das Begegnungen zwischen den Regionen der Welt und den Disziplinen des Wissens in aktueller Weise thematisiert.

Blick in die Dauerausstellung
© Museum Blindenwerkstatt Otto Weidt, Foto: Georg Engels, Ulm
Blick in die Dauerausstellung

Schutz vor Verfolgung und Deportation

Museum Blindenwerkstatt Otto Weidt

Dieses Museum erzählt anhand von Briefen und Fotografien die Geschichte der Blindenwerkstatt. Hier beschäftigte der Kleinfabrikant Otto Weidt während des Zweiten Weltkrieges hauptsächlich blinde, seh- oder hörbehinderte Juden und Jüdinnen. Die Werkstätte war oft die letzte Zuflucht für die Arbeiter*innen und ihre Angehörigen. Otto Weidt versuchte, seine jüdischen Arbeiterinnen und Arbeiter vor Verfolgung und Deportation zu schützen, indem er ihnen gefälschte Papiere und Nahrungsmittel besorgte oder sie in einem fensterlosen Raum in der Werkstatt versteckte.

Luftaufnahme, August 2012
© Stiftung Topographie des Terrors. Foto: Wolfgang Chodan

Zentrale des Nazi-Terrors

Topographie des Terrors

An diesem Ort befanden sich von 1933 bis 1945 die wichtigsten Institutionen des nationalsozialistischen Verfolgungs- und Terrorapparats befanden: Geheimes Staatspolizeiamt, Reichsführung-SS und Reichssicherheitshauptamt. Der Geländerundgang orientiert sich an den materiellen Spuren des Ortes und wird ergänzt durch eine Ausstellung, die sich den zentralen Institutionen von SS und Polizei im „Dritten Reich“ sowie den von ihnen europaweit verübten Verbrechen widmet.

Zellentrakt im Gefängnisneubau
© Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen / Dirk Vogel

Geschichte der politischen Verfolgung in der DDR

Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen

Die Gedenkstätte befindet sich an einem Ort, der wie kaum ein anderer in Deutschland mit der 44-jährigen Geschichte politischer Verfolgung in der Sowjetischen Besatzungszone und der DDR verknüpft ist. Ende des Zweiten Weltkriegs wurde hier ein sowjetisches Speziallager errichtet, 1946 dann das zentrale sowjetische Untersuchungsgefängnis für Deutschland. Die Dauerausstellung präsentiert auf  seltene Objekte sowie zahlreiche historische Dokumente und Fotografien zum Haftort Hohenschönhausen. Im Mittelpunkt der Ausstellungshalle stehen die Hafterfahrungen der politischen Gefangenen.

Friedhof der Märzgefallenen
© Martin Düspohl

Auf die Barrikaden - Revolution in Berlin und Europa

Friedhof der Märzgefallenen

Die (März-)Revolution von 1848 steht in vielen Ländern Europas für Forderungen nach sozialer Gerechtigkeit, Freiheit, Gleichheit und Demokratie. Frankreich, die deutschen und italienischen Staaten sowie Ungarn waren Hauptschauplätze. Viele Berliner, die am 18. März 1848 für ein besseres Leben auf die Straße gingen, waren einfache, bitterarme und oft junge Leute. Lehrlinge, Handwerker und Arbeiter, darunter auch einige Frauen, einte der Mut, ihr Leben für soziale Verbesserungen und Freiheitsrechte einzusetzen. 255 Opfer der Berliner Märzrevolution sind auf diesem eigens für sie angelegten Friedhof begraben. Am authentischen Ort wird der gefallenen Barrikadenkämpfer gedacht und gleichzeitig an zwei Revolutionen erinnert. Denn auch die Opfer der Revolution 1918/19 wurden hier beerdigt. Heute ist der Friedhof ein Lernort der europäischen Demokratie.

Deutsch-Russisches Museum Berlin-Karlshorst, Kapitulationssaal
Foto: Thomas Bruns
Deutsch-Russisches Museum Berlin-Karlshorst, Kapitulationssaal. Foto: Thomas Bruns

Kapitulation im Kasino

Museum Berlin-Karlshorst

Das Museum Berlin-Karlshorst befindet sich an einem historischen Ort, der heute für das Kriegsende 1945 und die Nachkriegszeit in Europa steht: Ende der 1930er-Jahre als Offizierscasino der Wehrmacht errichtet, war das Gebäude von 1945 bis 1949 Sitz des Chefs der Sowjetischen Militäradministration in Deutschland. In der Nacht vom 8. zum 9. Mai 1945 unterzeichneten hier die Oberbefehlshaber der Wehrmacht vor Vertretern der Sowjetunion, der USA, Großbritanniens und Frankreichs die bedingungslose Kapitulation. Die Ausstellung zeigt den Krieg aus der Sicht beider, der deutschen und der sowjetischen, Akteure und thematisiert die bis in die Gegenwart reichenden Folgen des Zweiten Weltkrieges.

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